Donnerstag, 9. August 2018

Inspiration und Diskussion ° women who watch women artists

For English, go down

Was mich heute berührt hat, war ein Text in einer Frauenzeitschrift - es ging darum, Zeit für den Lebensgenuß zu haben, mit weniger zufrieden zu sein. Der Text wendete sich gegen die Selbstoptimierung, und die Autorin, Barbara Ehrenreich wünschte sich, dass man ihr mit 40 gesagt hätte, wie wenig Sinn das Hamsterrad habe, in dem sie damals steckte. Sie macht Yoga, sieht ihre Enkel, geht so wenig wie möglich zum Arzt und isst, worauf sie Lust hat. Ich hab sie mal gegoogelt - ihr großes Verdienst ist die Undercovergeschichte, wo sie herausgefunden hat, dass frau von einer Arbeit bei Walmart o.Ä. nicht leben kann. So hatte ich einen wunderschönen, ruhigen Tag im Atelier und am See, der mir nebenbei ein wenig Inspiration verschafft hat, ganz mühelos.
Was mich gestern bewegte: ich war eingeladen zu einem feministischen Filmabend mit Videos von Valie Export, einer österreichischen Künstlerin, die bereits Ende der 60er Jahre mit ihrem Tapp- und Tast-Kino international auf sich aufmerksam machte. In der Wohnung einer gewissen Sophie am anderen Ende von Berlin waren nur sie und ihre Freundin, und der Projektor wurde gerade abgebaut. Als och kam, haben wir uns das erste Video, Mann, Frau, Tier dann angeschaut. Valie, ohne Kopf und mit nacktem Unterleib, sitzt in der Badewanne - d.h. erst dreht eine Hand nur die Dusche auf, dann wird der Duschkopf abgenommen - und masturbiert mit dem Wasserstrahl. Ihre Klitoris ist unter der Haube deutlich zu sehen und man kann ihre Erregung spüren, auch beide Orgasmen mitverfolgen. Später als ich die Szene einem Freund beschreibe, lacht er und meint: "du willst mir erklären, dass Pornographie funktioniert?" Anschließend sieht man wieder den "Ursprung der Welt" (ein berühmtes Bild von Gustave Courbet ist so benannt, man schaut halt zwischen die Beine einer Frau, deren Scham weitgehend mit Haaren bedeckt ist, diesmal jedoch mit weißem Schaum, dann mit Blut bedeckt. Dazu hört man aus dem Off die Würg- und Kotzgeräusche eines Mannes. Es scheint, als würde der Ekel oder die Angst des Mannes vor dem weiblichen Geschlecht drastisch nachempfunden. Die beiden jungen Frauen und ich unterhalten uns über den Film, in etwa ist der Tenor, dass dies eine überkommene Art von Sexualität repräsentiert, eine harte, auf den Orgasmus fixierte, von Männer gerahmte Sichtweise. Ich erwähne eine mögliche Gegenposition, nämlich, dass Valie Export hier - wie in vielen anderen Filmen und Aktionen auch - eine Selbstermächtigung betreibt, indem sie die Lust der Frau in den Mittelpunkt stellt, eigene Befriedigung unabhängig vom Mann genießt, nicht ohne zu erwähnen, dass es in der patriarchalen Matrix schwierig ist, seinen Körper zum Kunstinstrument zu machen, da der männliche Blick per se mit sexploitation verknüpft ist und man nicht im Alleingang einen Ausweg beschreiten kann (auch wenn viele junge Frauen heute in der Kunst bis zur Selbstverletzung gehen, teils um auf Missstände, teils um auf sich als Künstlerin aufmerksam zu machen). Es ist meinen Mitdiskutierenden zu hart, jedenfalls einer von ihnen.
Mir fällt als Gegenprogramm Pipilotti Rist ein: vergnügliche Lust, kindlich-sinnliche Körperlandschaftenund anarchischer Humor, immer jeweils mit einer Frau im Mittelpunkt. Das positive Weltbild wird wieder hergestellt. Noch ein zweiter Film von Valie, der Syntagma heißt, gibt uns schwere "intellektuelle" Kost zu schmecken, aber so ist sie, die ernstzunehmende Kunst von damals. Nun schlage ich vor, Melanie Bonajo zu sehen, die holländische Künstlerin, die ich jüngst auf der Manifesta entdeckt habe. Wir sehen ein Hybrid aus Inszenierung und Dokumentation, alternative Lebensentwürfe von Polyamorie bis Pflanzenheilkunde und der Nutzung von Schweinen zur Nervenberuhigung (verkürzt gesagt, klar) werden gezeigt. Ich habe diese Frau auf meiner Liste von Lieblingsfilmerinnen, und die anderen waren ebenfalls sehr angetan.

(Links in der englischen Fassung unten)
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

What touched me today was a text in a women's magazine - it was about having time to enjoy life, to be satisfied with less. The text turned against neo-liberal self-optimization, and the author, Barbara Ehrenreich wished that she would have been told at 40 how little sense the ratrace makes in which she was then stuck. Today, she does yoga, sees her grandchildren, goes to the doctor as little as possible and eats what she feels like. I googled her - her great merit is the undercover story, where she found out that working at Walmart or the like can not earn a woman a living. https://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_Ehrenreich

So I had a wonderful, quiet day in the studio and on the lake, which incidentally and effortlessly gave me a little inspiration.
What moved me yesterday: I was invited to a feminist film evening with videos by Valie Export, an Austrian artist who already drew attention to herself at the end of the 60s with her tap and tactile cinema. In the apartment of a certain Sophie at the other end of Berlin, only she and her friend were present, and the projector was already being dismantled due to cancellations. When I came, we looked at the first video, “Man, Woman, Animal”, abut 20 minutes long then. Valie, with her head and bare abdomen, is sitting in the bathtub – first, only one hand is seen to turn on the shower, then the shower head is removed - and masturbates with the water jet. Her clit is clearly visible under the hood, and you can feel her arousal, watch both orgasms. Later, as I describe the scene to a friend, he laughs and says, "You want to tell me pornography works?" Then, in the second part of the same video you see again the "origin of the world" (a famous picture by Gustave Courbet is so named, you look between the legs of a woman whose pubes are largely covered with hair, this time with white foam, then covered with blood you can hear the choking and puking noises of a man from the off. It seems that the man's disgust or fear of the female sex is drastically modeled. The two young women and I are talking about the film, the tenor is that this represents an outdated kind of sexuality, a hard, orgasmic, male-framed view. I mention a possible counter position, namely that Valie Export here - as in many other films and actions - employs a self-empowerment by focusing on the lust of the woman, enjoying her own satisfaction regardless of the man, not to mention that It is difficult in the patriarchal matrix to turn one's body into an art instrument, because the male gaze is per se associated with sexploitation and one can not single-handedly resort to a way out (even if many young women today go to self-harm in art, partly to draw attention to what went wrong in this society, and partly to themselves as an artist). It's too hard for my co-debaters, at least to one of them. Then I propose to look at Pipilotti Rist: pleasurable lust, childlike sensual body landscapes and anarchic humor, always with a woman in thecenter or as protagonist. The positive world view is restored. A second film by Valie, called Syntagma, gives us serious "intellectual" food to taste, but that's how it is, the serious art of those days. Now I suggest seeing Melanie Bonajo, the Dutch artist I discovered recently at Manifesta. We see a hybrid of staging and documentation, showing alternative lifestyles from polyamory to herbalism and the use of pigs to calm the nerves (in shorthand that is). I have this woman on my list of favorite filmmakers, and the others were also very impressed.


Samstag, 28. Juli 2018

Consent ° Einvernehmlichkeit


Am Donnerstag haben sich wieder ganz tolle und sehr unterschiedliche Frauen bei mir getroffen.
Nach einer spannenden Sharingrunde - anfängliche Scheu schwand schnell dahin - gingen Themen wie das Öffnen einer Partnerschaft und die unterschiedlichen Phasen und Intensitäten der Lust zwischen uns im vertrauten Gespräch hin und her. Es hat mich zu der Einsicht geführt, dass alles Austauschen ein Wissensaustausch ist, denn selbst eine gut gestellte Frage bringt uns weiter. Und jede hat so viel Interessantes zu erzählen.
Im zweiten Teil ging es darum, wie wir das Wheel of Consent nutzen können, um uns über unsere Rollen beim körperlichen und intimen Austausch bewusster zu werden. Bin ich mehr Dienende oder Empfangende, nehme ich mir etwas durch Berührung oder erlaube ich sie? Dass ein klares "Nein" keine Zurückweisung sein muss, sondern von der Person als "Ja" zu sich selbst gemeint ist, war ein Aha Erlebnis für manche. Denn die Angst vor einem "Nein" führt ja oft dazu, dass wir uns nicht trauen, um einen sexuellen Gefallen zu bitten oder unsere Wünsche und Begehren zu äußern. So verharren wir oft in der Rolle des Erlaubens. Betty Martin, die dieses Rad der Einvernehmlichkeit geschaffen hat, war auch so großzügig, es als open Source Wissen zur Verfügung zu stellen. Hier erfahrt ihr mehr darüber: https://bettymartin.org/videos/

Ein interessanter Punkt sind die Schatten der einzelnen Positionen – der Übergriff des Nehmers, die Opferrolle der Erlaubenden, oder die Helferposition beim Dienenden und die Erwartungshaltung, das Faulsein beim Empfangenden. Damit hatte ich mich zuvor noch nie systematisch beschäftigt. Besonders für Frauen interessant ist ferner die „Lernaufgabe“, unsere Wünsche zu formulieren, mitzuteilen ohne sie in einen fordernden Modus abgleiten zu lassen – es soll ja auch noch Spaß machen und kreativ bleiben für den/die PartnerIn.


On Thursday again very great and very different women met with me. After an exciting round 
of sharing - initial shyness quickly faded away - topics like opening up a relationship and the different phases and intensities of pleasure went back and forth between us in an honest conversation. It has led me to the realization that all exchange is an exchange of knowledge, because even a well asked question takes us to a new point. And each one has so much interesting to tell. The second part was about how we can use the Wheel of Consent to become 
more aware of our roles in physical and intimate exchange. Am I more a giver or receiver, do I take something by touch or do I allow it? That a clear "no" does not have to be a rejection, but is meant by the person as "yes" to himself, was an "Aha" experience for some. Because the fear of a "no" often leads to the fact that we do not dare to ask for a sexual favor or to express our wishes and desires. So we often remain in the role of allowing. Betty Martin, who created this wheel of consensus, was also generous enough to provide it as open source knowledge. Here you can find out more: 
https://bettymartin.org/videos/   

An interesting point is the shadows of the individual positions - the abusive side of the taker, 
the victim's role of the allower, or the helper position in serving and the expectations 
(or laziness) of the recipient. I had never dealt with it systematically before. Especially 
interesting for women is the "learning" to formulate our wishes, to communicate them 
without letting them slip into a demanding mode - it should also be fun and creative for the 
partner.

Sonntag, 22. Juli 2018

Not compatible ° Ändere dein Muster durch einen völlig anderen Partner


for English, go down

Wie ich damit umgehe, wenn mir ein Mann, den ich sehr mag, einfach nicht mehr schreibt?
Ich habe ein neues Motto: Der Mann ist nicht kompatibel mit mir.
Erklärungen für sein Verhalten gäbe es da viele: Ist es Angst vor der Intensität oder  vor meiner Freizügigkeit? Vielleicht ein Taktieren, um das Heft in der Hand zu behalten - oder einfach nur Freiheitsliebe? Oder ist wieder was Katastrophisches passiert? Ich hoffe nicht. Die Erfahrung sagt mir, es wird so weitergehen, ich immer leicht am Verhungern oder im Sehnsuchtsmodus, weil er mir zu selten schreibt- all das ist mit mir nicht kompatibel, oder besser gesagt: nur allzu kompatibel mit meinem Muster. Ich habe nämlich genau diese alten Gefühle aus grauer Vorzeit (ja, der Kindheit). Also rattern nacheinander die Reaktionen: ich hab was falsch gemacht, ich bin unerwünscht, alles Scheiße, nur die allerschlimmste Katastrophe kann erklären, warum er jetzt nicht mehr da ist, durch den Kopf.  Und das macht keinen Spaß.

Wer ist nicht im Kontakt manchmal unsicher. Vor allem, wenn es um den Körper, um Nähe, um Intensität geht. Vielleicht erlebt er - der Mann, den ich meinte - gerade Nähe mit jemand anders. Mich würde das nicht stören. Was stört, ist die Vorstellung, dass er vielleicht glaubt, er müsse es vor mir verheimlichen. Oder dass er mich für promisk hält, jemand, die es nicht lassen kann. Ich halte mich für absolut loyal und zuverlässig und kann es nicht ausstehen, wenn man mich in eine Schublade steckt. Oder wenn man sich nicht darüber unterhalten kann, welche Beziehungsform möglich ist. So was ist auch mit mir nicht kompatibel.
Trotzdem bin ich traurig. Ich habe mal nach ihm geschmachtet (seine Lippen, Augen, seine ganze Art gefielen mir, und er schien Interesse an mir zu haben. Er war sogar fähig, das in Worte zu fassen, schriftlich). Damals war mein Motto: schmachten, aber nicht verschmachten.
Ich brauche keinen zweiten L. (jemand, nach dem ich ein Jahr lang fast verschmachtet bin). Übrigens hab ich ihn umbenannt in Keiner, und der andere heißt jetzt Niemand in meinem Telefonbuch. Wenn Niemand mir schreibt, antworte ich auch nicht. Keiner hat mir soeben ein Foto geschickt.
Ich habe einen sehr klugen Rat bekommen, von meinem Gast aus Australien: Du brauchst einen ganz anderen Partner. Ich wollte es erst nicht glauben, meinte, ich müsse doch erst mein Muster bearbeiten, die inneren Defizite beseitigen (auch so ein schönes Paradox), meine Erwartungen verändern, aber er bestand darauf: Mit einem anderen Typ von Mann kannst du dein Ziel schneller erreichen.
Die Herausforderung bestünde dann darin, mich in jemand zu verlieben, in den ich mich normalerweise nicht verlieben würde? Genau. Denn verlieben bedeutet immer Projektion, das liegt in der Natur der Sache, denn ich kenne denjenigen anfangs nicht, spüre nur so ungefähr, dass da was ist. Und was ich projiziere, ist mein eigenes Material. Und wenn ich das nicht mehr will, was ich da suche und finde, dann kann ich ganz bewusst die Entscheidung treffen: ich suche mir jetzt mal ein anderes Muster. Auch wenn es bedeutet, dass ich NICHT fasziniert und sehnsüchtig bin, auch KEINE Schmetterlinge im Bauch habe.
Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Update: Niemand hat sich nach sechs Tagen des Schweigens gemeldet und möchte mich sehen.
Er war bei seiner Familie im Süden. Mache ich einen Fehler, wenn ich zusage? Vielleicht kann ich diesen behalten UND mir einen völlig anderen Partner suchen. Für eine gute Erfahrung, als Experiment und um daran zu wachsen.

Update: Vielleicht ist es doch dieser, mit dem ich trotz der Verwundungen voranschreiten kann. Gestern gab es einen Rohrbruch, einen Wasserfall der Eröffnungen und er hat mir Dinge gesagt, an die mein armes Herz schon die ganze Zeit nicht mehr glauben wollte.

xxxxxxxxxxxxxx

How do I deal with a man I like a lot who just does not write to me anymore? 
I have a new motto: The man is not compatible with me. 
 
Explanations for his behavior there are many: Is he afraid of the intensity or is my 
libertarian life style too much for him? Maybe he uses tactics to keep the upper hand - 
or does he just love his own freedom too much? Or has something catastrophic happened 
again? I hope not. 

Experience tells me it's going to continue, I'm always going to be starving or in longing 
mode because he rarely writes to me - all of that is incompatible with me, or rather, 
just too compatible with my pattern. For I have exactly these old feelings from the 
distant past (yes, of childhood). So the reactions rattle through my head one after the 
other: I've done something wrong, I'm unwanted, all is shite, only the worst disaster 
can explain why he is no longer there now. And that's no fun. We are all insecure 
sometimes, especially when itcomes to the body, closeness, intensity. 
  
Maybe he is experiencing closeness with someone else. I would not mind that. What 
bothers me is the idea that he may think he has to hide it from me. This is not compatible 
with me. Nevertheless, I am sad. I once pined for him (his lips, eyes, his whole attitude I liked, 
and he seemed to be interested in me, he was even able to put that into words, in writing!). 
At that time, my motto was: pining, but not too much. I do not need another L. 
(someone I had a crush on for a whole year). Btw, I have renamed L. into No-one, and 
the other one is called nobody in my phone book. If Nobody write to me, I don't answer. 
No-one has sent me a photo the same day.
 
I have received very wise advice from my Australian guest: You need a different partner. 
I did not want to believe it at first, thought I had to eliminate or work on my pattern first, 
change what I expected, but he insisted: With another guy you can reach your goal faster.
The challenge then would be to fall in love with someone I normally would not fall in love with? Exactly. Because falling in love always means projection, that is in the nature of the thing, because I do not know the guy at first, only sense that there is something there. And what I project is my own material. And if that which I'm looking for and finding no longer suits me, then I can consciously make the decision: I'm looking for a different pattern.
I will keep you up to date.
Update: Nobody wrote to me after six days of silence. He was at the family home in the South. Now he wants to see me. Am I making a mistake in answering? Maybe I can find a totally different partner and keep this one. For an overall good experience, as an experiment and to grow.
Update: Maybe it's this one that I can go forward with despite the wounds. Yesterday there was a a breakthrough, a waterfall of openings and he said things that my poor heart did not want to believe in any more.

Mittwoch, 4. Juli 2018

Why misogyny is a mental illness ° warum Frauenfeindlichkeit eine Geisteskrankheit ist


"Weißt du, warum Frauenfeindlichkeit eine Geisteskrankheit ist? Weil, wenn du genau das hasst, 
was du begehrst, ist das verdammt angespannt!" Hannah Gadsby (aus ihrer Show Nanette) 

Frauen eines gewissen Alters und ihre Sexualität sind ein Thema, das kaum jemand ansprechen 
möchte. Die amerikanische Netflix-Serie Grace und Frankie tut es. Sie machen sich sogar über 
Werbung lustig, wenn ein Vibrator für die alternde Frau mit stark photogeshoppten Porträts der 
beiden Protagonistinnen (gespielt von Jane Fonda und Lily Tomlin) beworben wird, die das 
handgelenkschonende Sexspielzeug "Vybrant" erfunden haben. Die Wahrnehmung der Männerwelt 
von der Sexualität einer Frau über 45 ist nicht gut, Vielleicht ist ihre Sehstärke von Potenzneid 
beeinträchtigt. Während Männer in ihren 40ern und 50ern mit der Abnahme ihrer Potenz 
konfrontiert sind, kann die sexuelle Potenz einer Frau mit zunehmendem Alter und Erfahrung 
immer größer werden. Natürlich nicht, wenn du dem Hype glaubst und denkst, dass es aus und du fertig bist, wenn 
die Männer dir nicht mehr auf der Straße hinterherschauen.
Die Ansicht der Männer - und das ist die Ansicht, die unsere Gesellschaft bis heute vertritt -, dass 
eine Frau jenseits des gebärfähigen Alters kaum einen Platz in der Gesellschaft verdient hat. Menschen 
in einem bestimmten Alter werden ohnehin aufgrund ihres geringeren Beitrags zum Arbeitsmarkt
ausgegrenzt, aber im Fall einer Frau beginnt diese Ausgrenzung bereits in den Wechseljahren, also 
zwischen 45 und 55 Jahren - es sei denn, sie hat eine Machtposition erreicht, was selten genug ist. 
Sie ist das zweite Geschlecht (Simone de Beauvoir) für den ersten Teil ihres Lebens, jetzt wird sie 
ein Unsichtbares: eine Frau, die sich nicht fortpflanzen kann, erhält als Konsequenz die Leugnung 
ihrer Sexualität, ihres Wesens in der öffentlichen Meinung. Dies ist ein übles Doppelkonstrukt: 
Wenn sie jung und attraktiv ist, wird sie als inkompetent, als sexuelle Beute angesehen und nicht 
ernst genommen, wenn sie nicht jung und attraktiv ist,sieht man sie überhaupt nicht mehr. 
Das sexualisierte Bild der Frau in der Werbung und in der Filmindustrie hat zwei Schattenseiten.

Ich wünschte, ich würde Witze machen. Die Frau kann der schlimmste Feind einer Frau sein, wenn sie 
die Perspektive eines Mannes annimmt. Wenn wir wirklich etwas über die Erfahrung einer älteren Frau 
wissen wollen, müssen wir uns in einen matriarchalen und sexpositiven Raum begeben. Wo ist die Welt 
existiert so etwas? Wenn nicht, wird die soziologische Analyse bezüglich älterer Frauen und ihres 
Sexuallebens nur die mysogynistische Sichtweise einer patriarchalischen Gesellschaft, ihrer Wahrnehmung 
und ihrer Annahmen widerspiegeln, und ein Leben, die gemäß diesen Annahmen gelebt wird.



"You know why misogyny is a mental illness? Because if you hate the very thing you desire that's fuckin tense!" Hannah Gadsby (from her show Nanette)

Women of a certain age and their sexuality are a topic that hardly anyone wants to address. The American netflix series Grace and Frankie does. They even take the piss out of advertising and their ageist take on women when a vibrator for the ageing female is being advertized with heavily photoshopped portraits of the two protagonists (played by Jane Fonda and Lily Tomlin) who invented the sex toy "Vybrant" that is kind to their hurting joints. Sex for a female at over 45: its perception in a man's world is not good, the vision might be impaired by potency envy. While men are confronted with a diminishing sexual prowess while in their 40 and 50es, the sexual potency of a woman can be ever increasing with age and experience. Of course not if you believe the hype and think that its over and you're done with once the men do not leer at you any more.

Taking the view of man - and thats the view our society takes so far -, a woman beyond child bearing age hardly deserves a place in society. People over a certain age anyway are marginalized due to their lesser contribution to the work market, but in case of a woman, that starts at menopause, say between 45 and 55 - unless she has made it to a power position, which is rare enough. The second sex for the first part of her life, now she becomes an invisible: when a woman who cannot procreate, as a consequence the denial of their sexuality, of her very being in the public view. This is a concumdrum:  if they are young and attractive, they are seen as prey, incompetent, and not taken seriously, if they are not young and attractive, they are not seen at all. Sexualizing women in advertizing and the film industry has two down sides.
I wish I was joking. Woman can be a woman's worst enemy if she takes on a man's perspective.
If we really want to know about an older woman's experience we have to immerse ourselves into a matriarchal and sex-positive space. Where is the world does such a thing exist?
If not, the sociological analysis regarding older women and their sex-lives will only mirror the mysogynist view of a patriarchal society, of perception and assumptions, and lives lived according to those assumptions.

Mittwoch, 20. Juni 2018

Matrixial Knowledge ° Weiberwissenaustausch

In der geheimen Facebookgruppe Matrixial Knowledge postete ich heute einen kurzen Abriss der letzten Runde. 
Liebe Frauen, das war eine bereichernde Runde, zu der diesmal drei wissende und fragende, neugierige, offene und verhaltene Frauen kamen. Jede steuerte etwas bei, jede webt und wirkt mit am Stoff, der aufkommt und ins Licht gebracht wird.
Nach der kleinen Vorstellungsrunde las Ulrike aus ihrem Buch "Vielen Dank für alles" - erschienen 2018 im Ullstein Verlag - ein Kapitel über ihre Erfahrung mit der Tantramassage vor. Das Buch ist unterhaltsam und erhellt die Trennungserfahrung, deren Verarbeitung die Autorin auf neue Wege ihres Seins geführt hat. Dazu mit leisem Schmunzeln nicken und staunen - und Fragen stellen. Die folgende Einführung von mir, Bettina, ging nicht nur um das sexuelle Tantra, sondern zeigte einen Horizont auf von den indischen Wurzeln zu heitigen Praktiken, zum Sinn und Zweck der Massage und zur Ritualistik.
Wir sprachen dann auch über Orgasmen - männliche und weibliche - und warum es für den Mann - und für das Zusammensein von Mann und Frau - sinnvoll ist, seinen explosiven Orgasmus zu zügeln und zu lernen, innere Orgasmen zu haben.
Da fällt mir ein, ich wollte noch den Tipp veröffentlichen: Mantak Chia ist der Meister, der dies in vielen Youtube Tutorials lehrt. Dazu gefällt mir besonders dieses hier, aber wenn ihr weiterschaut, findet ihr auch die Praxis des männlichen "Tao der Liebe" - oder sexuelles Kung Fu:
https://www.youtube.com/watch?v=8-2nKusn1x0&t=493s
Um die Sache erfahrbar zu machen, praktizierten wir eine Übung mit dem Atem und Verschlüssen - pranayamas und bandas - und sprachen über die Erfahrung.  Danach ging es noch richtig zur Sache: um tantrische Übungen, die sieben Orgasmen der Frau, weibliche Ejakulation, und Ganzkörperorgasmen. Es gibt viel zu entdecken, glücklich die, die einen Hinweis rechtzeitigen erhalten und weiterforschen. Tantra ist der Weg der eigenen Erfahrung.
Wir treffen uns wieder am 28. 6., 13.  und 26. 7. in Berlin. Wer teilnehmen möchte, schreibt mir eine Mail: bettinasemmer@gmail.com 

Today I posted a brief outline of the last round in the secret Facebook group Matrixial Knowledge.
“Dear women, this was an enriching round, to which this time three knowing and inquiring, curious, 
open and sometimes shy women came. Each contributed something, each weaves and cooperates 
with the material that comes up and is brought into the light. After a short round of introductions, 
Ulrike read from her book "Thank you for everything" - published in 2018 in Ullstein Verlag - 
a chapter about her experience with the Tantric massage. The book is entertaining and illuminates the experience 
of separation, the processing of which has led the author to new ways of being. We listened, sometimes 
with a nod and sometimes astonished or with a gentle smile of recognition - and asked questions. 
The following introduction by me was not just about sexual tantra, but showed a horizons from Indian 
roots to neo-tantric practices, to the meaning and purpose of massage and Tantric rituals. We also 
talked about orgasms - male and female - and why it makes sense for a man - and for the joint 
experience of man and woman - to restrain his explosive orgasm and learn to have inner orgasms. 
That reminds me which name I wanted to publish: Mantak Chia is the master who teaches this in many Youtube tutorials. I especially like this one here, but if you keep looking, you will also find the 
practice of the male "Tao of Love", dubbed  sexual Kung Fu
https://www.youtube.com/watch?v=8-2nKusn1x0&t=493s 
Then we did a little breathing exercise - pranayama - and spoke about the experienc, about other 
Tantric exercises, woman's seven orgasms, female ejaculation, and whole body orgasms. There is 
much to discover, happy are those who get a hint timely and keep on exploring. 
Tantra is the way of your own experience. 

We meet again on June 28th, 13th and 26th in Berlin. If you want to participate, send me an e-mail: 
bettinasemmer@gmail.com



Montag, 18. Juni 2018

Radical self reliance and poly anarchy ° jenseits der heteronormativen Matrix

http://kimchicuddles.com/ thank you for inspiratin after the fact!
for English, please go down!

Welche Art von Tier bist du - poly oder mono?
Wie stellst du dir deine nächste Liebesbeziehung vor?
Wie ist deine Beziehung zu dir selbst?

In letzter Zeit treffe ich mehr und mehr Menschen, die ihre Beziehung nicht mehr über die heteronormative Matrix definieren möchten, aber nicht herauskommen aus Ansprüchen und Eifersucht - eigener oder des Partners. Sie wünschen sich mehr Freiheit, verlieben sich möglicherweise in zwei Menschen gleichzeitig oder haben eine bestehende Partnerschaft, aber lernen jemanden kennen, der/die ihnen erlaubt anders zu sein.
Was ist die heteronormative Matrix? Die Form der Ehe, wie sie im Patriarchat, im Westen existiert und von Kirche und Staat im ausgehenden Mittelalter zur besseren Kontrolle (der Arbeitskraft, der Nachkommenschaft) eingeführt und bis heute durchgesetzt wurde, per Gesetz und durch Förderung bestimmter Formen des Zusammelebens: monogam und heterosexuell, falls Kinder vorhanden sind, in Kleinfamilien.
Die Eindämmung und Verleugnung der Begierden und Gefühle - beide eng zusammen gesehen - führte logisch zur Verheimlichung außerehelicher Affären und Liebschaften.
Was historisch so gewachsen ist, verändert sich gerade.
Ich sehe rundherum Menschen, die anders leben möchten - wie dieses anders aussieht, ist stark im Fluß, aber es zeichnet sich ab als liebevolles, sexpositives, die Erde und ihre Ressourcen respektierendes dispositiv, das noch zu bennennen wäre - , aber auch solche, die sich mehr oder weniger an die Idee eines romantischen Partners fürs ganze Leben klammern. Ich bin selbst wandle zwischen diesen beiden Polen hin und her, das eine ist meine prägung, das andere meine Praxis und mein Ideal.

xxxxxxxxxxxxx



What kind of animal are you - poly or mono? 
How do you imagine your next love relationship? 
What is your relationship with yourself?  

Lately I meet more and more people who no longer want to define their relationship through the heteronormative matrix, but do not come out of claims and jealousy - either one's or one's partner's. They want more freedom, may fall in love with two people at the same time, or have an existing partnership, but get to know someone who allows them to be different. 

What is the heteronormative matrix? The form of marriage, as it exists in patriarchy, in the West and introduced by the Church and State in the late Middle Ages for better control (of the labor force, offspring) and has been enforced to this day, by law and by promoting certain forms of monogamous and heterosexual relationships, in nuclear families if children are present.  The containment and denial of desires and feelings - both seen closely together - logically led to the concealment of extramarital affairs, both sexual and loving.  What has grown historically, can be and is changing.  I see all around people who want to live differently – not naming it as it is still very fluid, but it is mostly characterized as loving, sexpositive dispositif, respectitiving the earth and its resources - but also those who more or less clinging to the idea of ​​a romantic partner for life. I am walking back and forth between these two poles, one is my imprint, the other my practice and my ideal.




Samstag, 2. Juni 2018

Motherhood and sexuality - Die asexuelle Mutter?

For English, please scroll down

Neulich saß ich in meinem derzeit liebsten Seminar über "nature und nurture" - die Engländer haben immer so eine tolle Art, Sachen, die kompliziert sind, auf einen kurzen Nenner zu bringen - und eine Studentin brachte das Thema Geburt als orgasmische Erfahrung auf, und zwar aus der Kenntnis einer gewissen Maria Lopez, die ich aber spontan nicht ergoogeln konnte. Dafür stolperte ich über andere einschlägige Seiten. Es gibt da einige Evidenz, dass nicht nur Schmerz, sondern auch Lust auftreten kann, vorausgesetzt, die Bedingungen sind entsprechend. Das kam vor allem der Studentin neben mir, einer eindeutig sich als queer-lesbisch identifizierende Person,  spanisch vor. Schmerz ist das einzige, was wir mit der Geburt assoziieren sollen, so habe auch ich es gelernt, schon als Kind. Als die erste Studentin auf dem orrgasmischen Potential der Geburt insistierte, meinte die zweite: Kann es nicht wenigsten neutral sein?
Das wiederum brachte mich auf die Palme. Die intensivste Erfahrung im Leben aller Mütter (und vieler Väter) soll neutral sein? Wenn man Sexualität in eine enge Schachtel tut als ausschließlich dem Bereich zwischen Partner angehörig, dann klingt es vielleicht absurd. Aber Sexualität, das ist doch das, was ich mit meinem Körper empfinde, und "zufällig" kommt das Baby genau durch die Passage mit den höchsten Empfundungsmöglichkeiten diesbezüglich. Wie kann eine solche Erfahrung, bei der die Nerven ist äußerster Weise stimuliert werden, neutral sein?
Vielleicht Wunschdenken ihrerseits. Weil sie, vor die Wahl zwischen Schmerz und Neutral gestellt, wohl neutral wählen würde. Aber selbst das würde ich nicht unbedingt unterschreiben.
Dazu später mehr.
Jedenfalls kann die Geburt - und so ist es aus meiner Erfahrung auch - eine Öffnung der vaginalen Empfindungsmöglichkeiten bewirken. Das Geburtserlebnis selbst, das waren in meinem Fall 16 Stunden intensiver, schmerzhafter Wehen, und etwa eine halbe Stunde in der letzte Phase der Presswehen, dazu die zwei Schübe (Kopf, Körper), bei denen das Baby herauskam, vielleicht fünf Minuten. Daran war nichts Lustvolles, aber danach hatte ich intensivere sexuelle Empfindungen als je zuvor. Insofern glaube ich, dass ich mit der Zeit, hätte ich mehr Kinder geboren, auch darauf mehr geachtet hätte, mich vielleicht informiert, ob sowas möglich ist.
Und dass man Schmerz sexualisiert erleben kann oder als Mittel zur Trance, als quasi religiöse Lust überhöhen, oder einfach nur als gerechte Bestrafung lustvoll besetzen kann, dafür zeugen alle BDSMler, die bewußt oder unbewusst auf dieser Schiene Lust erfahren.
Ferner wurde im Seminar das Stillen aus der Perspektive der Frau diskutiert. Auch da waren die Meinungen kontrovers: die meisten waren der Ansicht, es sei nur schmerzhaft und unangenehm, aber man weiß, dass das Saugen an der Brustwarze nicht nur direkt stimulierend auf die Geschlechtsorgane wirkt, sondern auch über den Ausstoß von https://en.wikipedia.org/wiki/Oxytocin sozial bindende (Mutter-Kind Bindung) und Gebärmutterrückbildende Wirkung hat.
Da die Diskussion auf einem Text von Sarah Blaffer Hrdy beruhte, wo es um die Wahrscheinlichkeit von Kindestötung ging, nahm die Diskussion dann einen anderen Verlauf (kurz zusammengefasst: unter sozial unvorteilhaften Bedingungen sind Mütter in der Lage, ihre Babies zu töten, aber wenn sie sie vorher stillen konnten, nahezu gar nicht mehr, auch dann nicht, wenn die Umstände mies sind). 

xxxxxxxx
Recently I sat in my currently favorite seminar on "nature and nurture" - the English have such a great way of putting complicated matters into a short formula - and one student brought up the subject of birth as an orgasmic experience, from the knowledge of a certain Maria Lopez, but I could not get any results when searching for her on the internet. But I stumbled upon other relevant pages. There is some evidence that not only pain but also pleasure can occur in birth provided the conditions are adequate. This was especially bugging the student next to me, a person clearly identifiable as a queer-lesbian. Pain is the only thing we should associate with childbirth, so I learned it, even as a child. When the first student insisted on the orgasmic potential, the second one said: Can not it be neutral at least? That in turn got me nuts. The most intense experience in the lives of all mothers (and many fathers) should be neutral? If you put sexuality in a tight box as belonging exclusively to the area between partners, then it may sound absurd. But sexuality, that's what I feel with and through my body, and "by coincidence", the baby comes through the passage with the highest potentiality in that respect. How can such an experience, in which the nerves are stimulated in the strongest possible way, be neutral?

Maybe wishful thinking on her part. Because she would probably choose neutral, given the choice between pain and neutral. But even that would not necessarily be my choice.
More on that later.
In any case, the birth - and that's how it is from my experience - can open up the possibilities of vaginal sensations. The birthing experience itself, in my case, was 16 hours of intense, painful labor, and about half an hour in the final stages, plus the two pushes (head, body) until the baby came out, maybe five minutes. There was nothing pleasurable about it, but after that I had more intense sexual sensations than ever before. In that sense, I believe that over time, had I born more children, I would have paid more attention to that, perhaps informing me and getting some expert advice on it. And that one can experience sexualized pain or as a means of trance, exaggerate as quasi religious pleasure, or just as a just attribute lust to punishment, testified by nearly all BDSM/Kink people, who consciously or unconsciously experience lust on this track.

Furthermore, the seminar discussed breastfeeding from the perspective of the woman. Again, opinions were controversial: most thought it was just painful and uncomfortable, but you know that sucking on the nipple does not just have a direct stimulating effect on the genitals, but also releases oxytocin of https: // en .wikipedia.org / wiki / Oxytocin has socially binding (mother-child attachment) and helps to normailze uterine tissues. Since the discussion was based on a text by Sarah Blaffer Hrdy on the likelihood of infanticide, the discussion took a different course (in short, under socially unfavorable conditions, mothers are able to kill their babies, but if they were able to breastfeed before, they were very unlikely to commit infanticide, even if the circumstances are bad).