Donnerstag, 17. Mai 2018

How did I get here? ° Wie kam ich hierher?

for English, see below
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Ein geschätzter Leser meines gestrigen Blogeintrags dachte doch tatsächlich, dass ich die Frau mittleren Alters mit dem Dilemma sei, und fragte mich, was ich tun wolle. Ich antwortete ihm ganz ruhig, dass ich das Problem nicht mehr habe. Lasst mich erklären.
Seit fünf Jahren probiere ich alles aus, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. (Übrigens wieder so ein Primatenvergleich - wo zu die gut sind, will ich Euch gleich verraten: nur um menschliches Verhalten mit DNA zu erklären, also aggressives männliches Verhalten wie Kriege führen, einen Einzelnen zu fünft umbringen, Frauen vergewaltigen usw., also können wir nicht anders? Das machen die Schimpansen so, aber Menschen haben die Wahl, sagen ich und meine Freunde. Siehe erster Blog). 
Also Scherz beiseite, ich habe experimentiert mit mir, mit neuen Freunden, die ich aus dem Netz runtergeladen habe und solchen, die mir in Workshops begegnet sind. Erst war es eine spezielle Datingplattform, wo ich im Jahr 2013 mit mehreren Partnern und späteren guten Freunden begegnet bin. Der erste, mit dem ich neun Monate zusammen war, hatte ausgeprägte BDSM Neigungen und plädierte von vorneherein für eine offene Beziehung. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie sich das alles anfühlt, ob es weh tut oder ob Schmerz spogar Spaß machen kann (Ja! aber dazu mehr im nächsten Eintrag), aber ich ließ mich darauf ein. Die Vorteile überwogen die Nachteile bei weitem. Er redete nur von offener Beziehung, ich praktizierte sie. Irgendwann meinte er dann beiläufig: Wenn du noch viel erzählst, werde ich doch irgendwann eifersüchtig.
Der zweite, mit dem ich durch Onlinedating länger zusammen war, hatte sich die Polyamorie auf seine Fahnen geschrieben: drei Freundinnen gehörten bereits zu seinen regelmäßigen Partnerinnen, hinzu kam eine radikale Offenheit für Sex auf Parties und in Clubs, mit Männern und anderen Gender. Es war wieder eine Schwangerschaft für ein neues Beziehungsmodell, und am Ende der neun Monate hatte ich auch dessen Vorteile genau begriffen: nicht nur kann man nicht mehr betrogen werden, sondern man hat auch eine gewisse Sicherheit, dass man nicht die Befriedigungsmaschine für den anderen ist. 
In exklusiven Beziehungen läuft es meist so: Eine*r von beiden hat den größeren Sexdrive. Sie* setzt den anderen regelmäßig unter Druck oder fühlt sich abgewiesen, wenn diese*r mal keine Lust hat. Die*jenige mit weniger Lust besitzt die Macht in der Partnerschaft. (Nachzulesen übrigens bei Schnarch, David: Die Psychologie sexueller Leidenschaft). 
Aber bei uns war klar, dass wenn wir uns trafen, nicht unbedingt Sex auf dem Menu stand. Leider brauchte ich eine Weile, um das zu begreifen, aber nicht schlimm, denn am Ende hatte ich es, und es hat mich auch für meine anderen zukünftigen Beziehungen befreit, ab und zu zu sagen: Ich bin doch nicht deine Befriedigungsmaschine.
Nach dieser, zugegeben doch sehr schmerzhaften, Trennung kam Tantra in mein Leben. Und dann nochmal der Versuch, eine monogame Beziehung zu führen, weil ER es wünschte. Tantra ist geblieben, der ER mit der Exklusivität nicht. 
Und damit komme ich zum entscheidenden Punkt, der Nabe, um die sich alles in meinem Blog dreht: 
Die Monogamie ist sehr eng mit dem Patriarchat, mit der Verbannung der Frau in die private Sphäre und ihrer Versklavung zur unfreien Sex- und Hausarbeiterin verknüpft. Und als Trostbonbon hat sie das Expertentum für "Liebe" zugewiesen bekommen. Das ist der Grund allein, warum "Frauen zu sehr lieben", wie es uns Selbsthilfebücher weismachen wollen. Als ob wir von "Natur" aus mehr Gefühle hätten oder besser darin seien, sie auszudrücken.  
All diese Essentialismen dienen nur dazu, den Zustand zu rechtfertigen, der eine Entscheidung der Menschen ist über die Gesellschaftsform, in der sie leben wollen. Und in diesem Fall leben wir immer noch in einem von Männern geführten System, das auf physischer Überlegenheit, Kapitalakkumulation und Ausbeutung der Schwächeren gründet. Wenn auch bei uns in abgemilderter Form. Begründungen dafür werden oft in der frühen Ackerbaugesellschaft gesucht, die im Gegensatz zu Jäger-und Sammergruppen anfälliger für Überfälle und Eigentumsdelikte waren, also den physischen Schutz ihrer Männer stärker brauchten. Daraus entwickelte sich, als man wusste, dass Sex und Kinderzeugung zusammenhingen, dann die Besitzehe, man wollte sein Eigentum nur seinen Kindern vereerben. So die vereinfachte Ableitung. Aber auch das bedarf der Differenzierung, ich komme noch darauf zu sprechen.
Und warum in Beziehungen Frauen oft AUCH und trotz ihrer Expertise für diesen Bereich die schwächeren sind, das liegt daran, dass sie ihren Status darüber beziehen, mit wem sie zusammen sind (Tussistadium - voriger Blogeintrag) und nicht, wie Männer, aus ihrer gesellschaftlichen Stellung. Nachzulesen bei der wundervollen Eva Illouz: Warum Liebe weh tut. 
Wenn ihr jetzt fragt: und wie ist es in der Polyamorie - tut die nicht auch weh? Und ist hier ein weniger statusbehafteter Umgang miteinander, weniger Ungleichehit im Ausdruck und Erleben der Gefühle, weniger Angst und weniger Machtspiele, mehr Vergnügen garantiert? Dazu dann im nächsten Eintrag, wo ich auch nochmals auf die Hauptthesen der Illouz eingehe. Versprochen.


A valued reader of my blog entry yesterday actually thought that I was the middle-aged woman with the dilemma, and asked me what to do. I answered calmly that I did not have the problem anymore. Let me explain.  For five years I try everything, which is not on the tree by the count of three. (Incidentally, another primate metaphor - what these are good for, I'll tell you right away: just to explain human behavior with DNA, so aggressive male behavior like wars, killing one individual to five, five to one, rape and violence to women, etc., That's what the chimpanzees do, but humans have a choice, say I and my friends, see the first blog).  So jokes aside, I experimented with myself, with new friends I downloaded from the net and those I met in workshops. First it was one particular dating platform where I met several partners and later good friends in 2013. The first, with whom I stayed together for nine months, had strong BDSM tendencies and pleaded for an open relationship from the outset. Although I had no idea how it all feels, whether it hurts or pain can be fun even (yes, more about that in the next entry), but I agreed. The advantages outweighed the disadvantages by far. He only theorized of open relationship, I practiced them. At some point he said casually: If you tell me one more thing, I will eventually be jealous.  The second “downloaded man” had spearheaded polyamory: three girlfriends were already his regular partners, alongside with a casual encounters at sex at parties and in clubs, with men and other genders, a person of radical openness and honesty. It was again a pregnancy for a new relationship model, and by the end of the nine months I had understood its benefits well: not only can you no longer be cheated, but you also have a certainty that you are not the masturbation machine for the other.
In exclusive relationships, it usually runs like this: One of both has the bigger sex drive. S*he regularly puts pressure on the other or feels rejected if she does not feel like it. The one with less desire possesses the power in the partnership. (By the way, in the case of Schnarch, David: Passionate Love, Sex and Intimacy in Emotionally Committed Relatiosnhips).  But with us it was clear that when we met, sex wasn’t necessarily on the menu. Unfortunately, it took me a while to realize that, but in the end I had it, and it also freed me for my other future relationships, saying from time to time: I'm not your satisfaction machine.  After this, admittedly very painful, separation, Tantra came into my life. And in between, again trying to have a monogamous relationship because He wanted it. Tantra has remained, the HE with the exclusivity not.  And that brings me to the crucial point, the hub around which everything revolves in my blog:  Monogamy is very closely linked to patriarchy, the banishment of the woman into the private sphere and her enslavement to the unfree sex and houseworker. And as a consolation she has been assigned the expertise of "love". That's the only reason why "women love too much”, as self-help books would have us believe. As if we had more feelings of "nature" or were better at expressing them.  All these essentialisms serve only to justify the condition that is a decision of the people about the social form in which they want to live. And in this case, we still live in a male-led system based on physical superiority, capital accumulation, and exploitation of the weaker ones. Even with us in a mitigated form. Foundations for this are often sought in the early farming community, which were more susceptible to raids and property offenses, than hunter/gatherer groups, so the physical protection of their men was needed more. As a result of this, when they knew that sex and child-making were connected, it was possession that man wanted to pass his property only to his children. Thus the simplified version. But that too needs differentiation, I'll come back to it.  And why in relationships women are often STIll the weaker part, despite their expertise in this field, is because they relate their status to who they are with (little wife stage - see previous entry) and not, like men, from their social position. Read the wonderful Eva Illouz: Why love hurts.
If you ask now: and how is it in polyamory - does not it hurt too? And is there a less status-related way of dealing with each other, less inequality in expressing and experiencing feelings, less fear and fewer power games, more pleasure guaranteed? More on this topic in the next entry, where I also go back to the main theses of Illouz. Promise.


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